Die Landesschüler*innenvertretung NRW (kurz: LSV NRW) positioniert sich klar gegen den Vorschlag einer “Migrationsquote” in Schulklassen, der in den letzten Wochen in Verbindung mit dem deutschen Lehrerverband mediale Aufmerksamkeit erlangte. Dennoch muss Integration in Deutschland unabhängig von den Ereignissen der Silvesternacht von Grund auf neu gedacht werden. Anstatt einzelnen Gruppen die Schuld zu geben, muss die Eskalation als staatliches Versagen, vor allem im Bereich des maroden Bildungssystems und der hohen Kinderarmut und Jugendarbeitslosigkeit, identifiziert werden, wogegen es dringend vorzugehen gilt.
“Jugendliche werden nicht gewalttätig, weil sie einen Migrationshintergrund haben, sondern weil ihnen Perspektiven fehlen und sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden.”, so Laura Körner aus dem Landesvorstand der LSV NRW. Probleme wie Prügeleien auf Schulhöfen oder Ausschreitungen an Silvester auf einen Migrationshintergrund zu schieben, ist folglich falsch. “Auch der Vorwurf fehlender Wertevermittlung ist nur eine Floskel, denn in keiner Kultur gehört es zum Werteverständnis, gewalttätig zu werden. Eine sogenannte “Migrationsquote” basiert entsprechend auf rassistischen Vorurteilen, weswegen sie stigmatisierend und diskriminierend ist.", so Körner weiter.
Um von Armut und Ausgrenzung geprägte Umfelder langfristig zu verändern und Perspektiven zu schaffen, muss eine Durchmischung der sozialen Klassen geschehen. “Das mehrgliedrige Schulsystem ist mehr als kontraproduktiv, denn Schüler*innen aus ärmeren Haushalten erhalten überdurchschnittlich viele Hauptschulempfehlungen gegenüber Kindern aus akademischen und reicheren Haushalten, wodurch Inklusion weiter erschwert wird", stellt Theo Blaesse, ebenfalls Mitglied im Landesvorstand, klar.
Es zeigt sich also, dass Schüler*innen mit verschiedenen sozio-ökonomischen Hintergründen häufig bewusst getrennt werden. Sogenannte Brennpunktviertel entstehen, weil Sozialwohnungen und sonstiger günstiger Wohnraum gebündelt errichtet werden. Schon durch die Wohnungspolitik wird Perspektivlosigkeit und eine weitere Spaltung von Privilegierten und weniger Privilegierten erzwungen.
Dass die Ausschreitungen in der Silvesternacht nun zum Anlass genommen werden, Vorschläge wie eine “Migrationsquote” zu publizieren und eine Anti-Migrations-Kampagne zu starten, war bei den Zeitungen des Axel-Springer-Verlags erwartbar. Die breite Zustimmung in der Gesamtbevölkerung und die freudige ungefilterte Übernahme des Artikels in andere Zeitungen zeigt allerdings, wie undifferenziert mit rechtem Gedankengut umgegangen wird und wie groß das Rassismus-Problem in Deutschland ist.